So präsentiert sich das 550 Jahre alte Bauernhaus in Pfohren heute. Das frühere Stalltor durfte in seiner Größe nicht verändert werden. So
wollte es das Denkmalamt. Dafür wurden kleine Dachgaupen genehmigt. (Beschreibung zum Bild)
Neuer Glanz in alter Hütte: Das Ehepaar Ketterer hat einen Bauernhof zu einem Ausstellungsraum gemacht
Pfohren – Hier eine freistehende Badewanne mit einer raffinierten Armaturen- Anordnung und eine begehbare Dusche, dort ein Bide und ein stylisches Designwaschbecken. Und dazu eine große Auswahl an Bad-Accessoires aus Edelstahl, Holz oder Glas: Wo früher Schweine und Kühe untergebracht waren und Heu lagerte, hat die Ketterer Bäder und Wärme GmbH mit Sitz in Pfohren einen rund 200 Quadratmeter großen Ausstellungsbereich (verteilt auf zwei Etagen) und Büroräume eingerichtet. Der Umbau eines historischen Bauernhauses hat dem Ehepaar Birgitte und Roland Ketterer Mitte der 90er-Jahre viel Geld (rund 400 000 Euro, Zuschüsse gab es keine) gekostet und ein Jahr voller Arbeit beschert. Doch den Schritt, Birgitte Ketterers Elternhaus nach der Schließung des landwirtschaftlichen Betriebs zur Firmenzentrale zu machen, haben die beiden keinen Augenblick bereut. „Wir würden das heute sofort wieder so machen“, sagt Roland Ketterer.
Der Handwerksunternehmer, der in der Region auch für sein preisgekröntes Afrika-Projekt (Elimu4Arika) bekannt ist, hat 1980 seinen Gas- Wasser- und Installationsmeister gemacht und ein paar Jahre später den von seinem Vater gegründeten Ein-Mann-Betrieb übernommen. Die Geschäfte entwickelten sich gut und zunächst wurde am Stammsitz an der Kirchstraße erweitert. Doch auch dort wurde der Platz eng, eine große Lösung musste her. Und die realisierten Ketterers nicht irgendwo auf der grünen Wiese in einem Gewerbegebiet, sondern in einem unter Denkmalschutz stehenden Bauernhaus im Pfohrener Ortskern. Das rund 550 Jahre alte Gebäude ist mit seinen imposanten Stufengiebeln ganz typisch für ein Baaremer Bauerndorf. Unter streng rationalen Gesichtspunkten wäre es womöglich einfacher gewesen, den Ausstellungsbereich in einem Neubau unterzubringen. Aber nicht unter emotionalen. „Unsere Kunden bestätigen uns immer wieder die besondere Atmosphäre hier. Ein altes Haus hat einfach viel mehr Flair“, sagt Birgitte Ketterer und steht dabei unter einem jahrhundertealten, massiven Holzbalken. Ihr Mann erinnert sich, wie er beim Umbau einen dieser tragenden Balken bearbeiten musste und die Kettensäge dabei an ihre Grenzen kam. Die mächtigen Wände des umgebauten Bauernhauses haben einen großen Vorteil: Ganz ohne Klimaanlage herscht selbst im Hochsommer ein angenehmes Raumklima.
Mit dem bei der Renovierung mitsprechenden Denkmalamt haben die Ketterers nur gute Erfahrungen gemacht. „Über die eine oder andere Vorgabe haben wir uns damals schon gewundert“, erzählt Roland Ketterer. Doch nachdem alles fertig war und in neuem Glanz erstrahlte, habe sich das relativiert. Die Behörde sei ihnen auch entgegen gekommen, so durften zum Beispiel kleine Gaupen ins Dach integriert werden. Ketterers revanchierten sich und deckten den neuen Anbau mit Biberschwanzziegeln ein – so entstand ein stimmiges Ensemble.
Die positiven Erfahrungen, die das Ehepaar Ketterer mit der Renovierung ihres alten Bauernhauses gemacht haben, hat auf zwei Mitarbeiter des elf Beschäftigte zählenden Betriebs ausgestrahlt. Die, so berichtet Birgitte Ketterer, hätten auch alte Häuser erworben, diese saniert und seien in den Immobilien glücklich geworden.
Roland Ketterer hat vor Kurzem seinen Sechzigsten gefeiert. Damit steht die Rente zwar nicht unmittelbar vor der Tür, doch Gedanken zur Betriebsübergabe müssen gemacht werden, zumal die einzige Tochter in Kanada lebt und dort als Wissenschaftlerin an einer Uni angestellt ist. Doch Ketterers haben vorgesorgt und mit Michael Amma einen Partner mit ins Boot geholt, der das Unternehmen einmal weiterführen wird. Damit hat ein ebenso schöner wie einzigartiger Ausstellungsraum für Bäder mit landwirtschaftlicher Vorgeschichte eine Zukunft.
Text und Bild von Holger Niederberger